Ihren Namen verdankt sie dem früheren US-Präsidenten Barack Obama, der wenige Monate vor dem Pariser Weltklimagipfel im Jahr 2015 den Satz prägte: „Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann.“
Mega-Ängste: Wenn aus Prognosen Prophezeiungen werden
Jede Generation hat ihre eigene „Mega-Angst“: Bei den Boomern war es die Angst vor dem Atomkrieg, die Generationen Y und Z fürchten die „Klimakatastrophe“. Zwischen beiden skandierte die heute fast vergessene Generation X „No future“ als Kampfansage gegen die politische Visionslosigkeit der 1980er Jahre. Mega-Ängste sind Beispiele, wie aus Prognosen sich selbst erfüllende Prophezeiungen werden. Während eine Prognose eine mögliche Zukunft definiert und beschreibt, ist eine Prophezeiung eine fixierte Zukunft, an die wir glauben. Die Prognosen im Hinblick auf den Klimawandel sind düster. Sie zeigen aber nur ein Szenario, das eintritt, wenn wir alle so weitermachen wie bisher. Prophezeiungen haben den Hang, dass sie selbsterfüllend werden. Je düsterer sie sind (Atomkrieg, Klima-Katastrophe…), desto leichter lassen wir uns von ihnen vereinnahmen. Für die US-amerikanische Klima-Psychologin Renée Lertzman ist die Klimakrise eine grenzwertige psychologische Herausforderung. Das Prophezeien von Katastrophen versperrt den Blick auf alternative Zukünfte, weil sie den Vorwurf der Schuld mit sich führen. Menschen, die sich schuldig fühlen, neigen zu (selbst-) destruktivem Verhalten. So wie die selbsterklärte „Letzte Generation“. Ihre Rebellion ist im Kern eine Rache an uns selbst und an kommenden Generationen. Eine Rache, die den Wandel verweigert, der für eine bessere Zukunft notwendig ist.
Der mentale Kipppunkt ist längst erreicht
Dabei ist der mentale Kipppunkt längst erreicht, das öffentliche Bewusstsein hat sich gedreht. Eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger lehnt ein Wirtschaftssystem ab, das einseitig auf Effizienz, Wachstumssteigerung und Egoismus ausgerichtet ist und keine Rücksicht auf Menschen und Umwelt nimmt. Die Klimawende ist nicht nur möglich, sie ist auch wahrscheinlich. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wird als letzter fossiler Krieg und Gamechanger in die Geschichte eingehen. Wir müssen weder auf den Klima-Untergang wetten noch auf ihn warten. Die Antwort auf die grüne Frage ist die Blaue Ökologie, wie sie der Zukunftsforscher in seiner aktuellen „Klima-Regnose“ beschreibt. Gemeint ist eine systemische Ökologie, die im Unterschied zur grünen Ökologie in intelligenten Systemen und nicht in Apokalypsen und Beschränkungen denkt. Horx listet sechs solcher Kippunkte auf. Erstens: Mehr als 25 Prozent der Bevölkerung engagieren sich für die Klimawende. Zweitens: Emissionen und CO2-Ausstöße werden gemessen und transparent gemacht. Drittens: Die erneuerbaren werden ökonomisch kostengünstiger als die fossilen. Viertens: Klimawandel hat als Thema die Schulen und Bildungseinrichtungen erreicht. Fünftens: Immer mehr Investoren gehen aus den fossilen Energieträgern raus. Und sechstens: Es gibt immer attraktive Leuchtturmprojekte, die Lösungen für eine nachhaltige Klimawende aufzeigen.
Wir sind die erste Generation
In Zukunft geht es darum, Technologie, Ökologie, Natur und Lebensqualität auf einer neuen Ebene zu integrieren. Wir werden mit synthetischen Treibstoffen, Elektromobilität und Wasserstoff so viel fliegen und Autofahren können, wie wir wollen. In einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gibt es keinen Mangel an Rohstoffen und Materialien, die Sonne bringt mehr Energie auf die Erde, als die Menschheit verbrauchen kann. Wir werden weniger, dafür besseres Fleisch essen, das nicht nur von Tieren stammen muss. Wir sind nicht die letzte Generation, sondern die erste, die mit dem Wandel begonnen hat.