Von schwarzen, weißen und grünen Schwänen

Von schwarzen, weißen und grünen Schwänen

06. August 2021 · Dettlings Kolumne

Haben Sie schon einen schwarzen Schwan gesehen? Nein? Nur weil wir bislang nur weiße Schwäne gesehen haben, können wir ihre Existenz nicht ausschließen. Die Coronakrise ist kein „Schwarzer Schwan“.

Der Begriff geht auf einen Bestseller des US-amerikanischen Risikoanalysten Nassim Nicholas Taleb aus dem Jahr 2007 zurück und bezeichnet äußerst seltene, unvorhersehbare Ereignisse, welche die Menschheit völlig überraschend treffen. Für Taleb ist die globale Pandemie, die uns noch immer fest im Griff hat, ein „Weißer Schwan“. Weiße Schwäne hätten das gleiche Potenzial an Zerstörung wie die Schwarzen Schwäne, unterschieden sich aber in einem wichtigen Punkt: ihrer Vorhersehbarkeit. Pandemien sind unvermeidlich und ein Resultat der modernen Zivilisation. So wie die kommende Krise, der Klimawandel.

Was die Schwäne verbindet
Was Schwarze und Weiße Schwäne verbindet, sind drei Punkte. Sie führen erstens zu einem Bewusstseinswandel. Nichts wird mehr so sein wie früher! Die Zeit nach Corona wird eine andere sein als zuvor. Wir werden uns daher auf die nächste Pandemie vorbereiten: medizinisch, politisch, gesellschaftlich und individuell. Auch die Klimaveränderungen werden wir nicht mehr „zurückdrehen“ können. Wir werden mit den Folgen steigender Temperaturen und einhergehender Hitze- und Dürreperioden leben und uns an sie anpassen. Zweitens betreten wir Krisen-Neuland, wir bringen wenig Erfahrungen im Umgang mit solchen Krisen mit. Der dritte Punkt betrifft unsere Fähigkeiten zur Gegenwehr und Prävention: Wir können uns auf Störungen wie Pandemien und Klimawandel einstellen und sie abzufedern versuchen. Wichtig werden daher zwei Eigenschaften: „Antifragilität“ und „Resilienz“. Das Erfolgsrezept der vergangenen Jahrzehnte, das Streben nach maximaler Effizienz, wird uns im Wege stehen, wenn wir die kommenden Megakrisen bekämpfen wollen. Jene Gesellschaften und Organisationen sind besonders resilient, die einen hohen Grad an Diversität und Selbstregulation besitzen. Je unterschiedlicher die Experten und Mitarbeiter, je mehr Fähigkeiten und Perspektiven sie mitbringen, desto früher kann eine Katastrophe gesehen und desto agiler kann mit ihr umgegangen werden, wenn sie eintritt. Wo Menschen weniger hierarchisch und stärker in Teams und kooperativ arbeiten, desto besser und schneller können sie vor Ort auf die Herausforderung reagieren. Lange Dienstwege und starre Hierarchien kosten Zeit.

Der Klimawandel ist ein Grüner Schwan
Welche Farbe trägt ein „Schwan“ mit einer seltenen Eintrittswahrscheinlichkeit und einem großen und positiven Potenzial? John Elkington, Erfinder der Tripple Bottom Line, nennt „Grüne Schwäne“ solche, die exponentiellen Fortschritt in Form von wirtschaftlichem, sozialem und ökologischem Wohlstand erzeugen können. Immer mehr Unternehmen und Verbraucher wollen Teil einer regenerativen Wirtschaft und Gesellschaft sein, schreibt er in seinem aktuellen Buch. Die gerade begonnenen 20er Jahre können eine Epoche des Bewusstseinswandel und der Taten einläuten. Der „Grüne Schwan“ Klimawandel kann uns die Richtung aufzeigen, die wir jetzt einschlagen müssen. Sie haben noch keinen grünen Schwan gesehen? Ihre Vorstellung, dass es ihn geben könnte, reicht aus.

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