Was wäre, wenn es die EU von heute auf morgen nicht mehr gäbe?

Was wäre, wenn es die EU von heute auf morgen nicht mehr gäbe?

04. Juni 2024 · Dettlings Kolumne

Erinnern Sie sich noch an den BREXIT? Kaum jemand hatte vor acht Jahren auf einen EU-Austritt des Vereinten Königreichs (UK) gewettet. Auf 13 Prozent schätzten die Wettbüros damals die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs der Leave-Kampagne. Was wäre, wenn es die EU von heute auf morgen nicht mehr gäbe? Ein 27-facher „Exit“ am Tag der Europawahl? Wenn […]

Erinnern Sie sich noch an den BREXIT? Kaum jemand hatte vor acht Jahren auf einen EU-Austritt des Vereinten Königreichs (UK) gewettet. Auf 13 Prozent schätzten die Wettbüros damals die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs der Leave-Kampagne. Was wäre, wenn es die EU von heute auf morgen nicht mehr gäbe? Ein 27-facher „Exit“ am Tag der Europawahl? Wenn sich am 9. Juni sämtliche EU-Gegner in allen Staaten durchsetzen und den Staatenbund gut 30 Jahre nach seiner Gründung abschaffen?

Die EU-Gegner setzen sich in allen Staaten durch

Das TV-Duo Joko & Klaas haben am 15. Mai zur besten Sendezeit abends um 20.15 Uhr ein dystopisches Gedankenexperiment zu genau diesem Szenario veranstaltet (auf Youtube abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=dxWfZ6b2ufQ) und dazu Expert/innen befragt, auch mich. Es war für mich das bislang spannendste und kreativste TV-Event. Der 15-minütige Beitrag beginnt mit dem Nachrichtensprecher:

“Völlig überraschend haben sich in sämtlichen europäischen Nationen die EU-Gegner durchgesetzt. Alle 27 Mitgliedsländer haben sich für die sofortige Auflösung des Staatenbundes entschieden. Die EU als Bündnis ist damit 31 Jahre nach ihrer Gründung Geschichte. Damit sind alle EU-weit gültigen Gesetze, Normen und Förderungen außer Kraft gesetzt. Jede Nation ist nun in der Einzelverantwortung, wie mit den unvorhersehbaren Folgen und Auswirkungen umzugehen ist. Fassungslos und mit großer Sorge blicken Experten in die Zukunft.“

Börsenschock, dichte Grenzen, Lieferketten brechen zusammen

Was wären die Folgen schon nach wenigen Stunden? Sicher ein Börsenschock als Antwort auf die Unsicherheit bei Wirtschaft, Märkten, Politik und dem Rest der Welt. Alle Verträge innerhalb der EU werden sofort Geschichte. Über 3000 EU-Normen, die für Sicherheit, Stabilität und Standards zum Verbraucherschutz sorgen, müssen neu verhandelt und geregelt werden. Immer mehr Länder schließen die Grenzen aus Angst vor ungeregelter Migration und Lieferengpässen, Reisefreiheit und Arbeitnehmerfreizügigkeit sind passé. Die Lieferketten brechen zusammen, eine Just-in-time-Produktion ist aufgrund der Grenzkontrollen nicht mehr möglich. Soldaten und Militär schützen die nationalen Grenzen. Menschen, die in Grenzregionen arbeiten, kommen nicht mehr ohne weiteres über die Grenze zu ihrem Arbeitsplatz, egal ob Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien, Holland oder Dänemark. Der Arbeitskräftemangel spitzt sich vor allem bei Krankenpflege, Erzieher/innen, Kraftfahrern, Altenpflege, Gastro-Service, Reinigungskräften, Bauarbeitern, Logistik und Transport zu.

Der Export bricht zusammen, Deutschland trifft es am härtesten, Europa wird zum Spielball der Mächte  

Nach wenigen Monaten beginnen erste Staaten mit der Einführung nationaler Währungen. Deutschland als wirtschaftsstarkes Land wird von den Finanzmärkten um 30 Prozent aufgewertet; der Export von Waren deutscher Unternehmen ins Ausland bricht zusammen. Deutsche Waren werden nahezu unbezahlbar durch Wechselkurse und Einfuhrzölle. Geopolitisch verliert Europa an Einfluss. Die USA, China, Russland, aber auch Indien und Brasilien erstarken und gewinnen an Einfluss. Die NATO zerfällt, eine Europäische Sicherheitspolitik und gemeinsame Sicherheitspolitik ist aufgrund der Kleinstaaterei nicht mehr möglich. Deutschland wird von seinen Nachbarn als Gefahr wahrgenommen, das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sorgt für Ängste. Die Verteilung von Ressourcen, Bodenschätzen und Arbeitskräften findet komplett an Europa vorbei statt, die Supermärkte werden zunehmend leer. Umweltschutz kann sich kein Land mehr leisten.

Massenflucht nach Amerika und China

Wie vor 150 Jahren, als über 30 Millionen Europäer flüchteten, dominiert in vielen Regionen Europas Massenarbeitslosigkeit, Armut und Hunger. Immer mehr, vor allem Jüngere, wandern aus nach Amerika oder China auf der Suche nach einer besseren Zukunft.

Geschichte wiederholt sich nicht? Das haben wir alle in der Hand. Auch Sie. Am 9. Juni ist Europawahl

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