Spätestens seit der weltweiten Corona-Krise ist Homeoffice in aller Munde. Dank der Digitalisierung und technischer Errungenschaften wie VPN Tunneling und der immer größeren Verbreitung von Breitband Anschlüssen sind die Hürden für internationale Teams, die über den halben Globus verteilt an einem Projekt arbeiten, so gut wie nie zuvor. Auch wenn sich viele grundsätzliche Fragen im Umgang mit dieser Arbeitsweise, organisatorischer wie unternehmenskultureller Art, daraus ergeben, hat eine dezentrale Arbeitsweise und das Verteilen des Mitarbeiterstabs auf unzählige Mikro-Standorte – die Homeoffices – auch Vorteile.
Homeoffice – ein Traum wird wahr?
Viele stellen sich die Arbeit im Homeoffice wie einen Traum vor. Kein Pendeln zur Arbeitsstätte, kein Stau, keine vollen Busse und Bahnen, keine Ablenkung durch gesprächige Kollegen usw. Arbeiten wann und im Prinzip auch wo man will – bei schönem Wetter im Eiscafé zum Beispiel. Doch in der Realität sieht es oft anders aus. Umfragen ergeben, dass viele Arbeitnehmer – entgegen der Befürchtungen vieler Chefs – im Homeoffice sogar länger und intensiver arbeiten, weniger Pausen machen, weniger Bewegung haben … und so kann der Traum vom Homeoffice sogar direkte negative Auswirkungen auf die Fitness und die Gesundheit haben.
Auch wenn der Begriff vom Homeoffice sich in Deutschland eingebürgert hat, müsste man doch korrekterweise vom Mobileoffice sprechen, wenn einem der Arbeitgeber keine feste Arbeitsstätte vorschreibt und für die Arbeit in der Regel nur ein Laptop, ein Telefon und eine Datenverbindung notwendig ist. Für viele Geschäftsreisende und Menschen, die zum Beispiel vor Ort (auf der Baustelle, im Hotel, unterwegs, beim Kunden etc.), besteht das Büro nur aus Laptop und Smartphone.
Vier Tipps fürs Homeoffice
Die größte Gefahr im Homeoffice sind Ablenkungen. Zu Hause sind wir von Ablenkungsmöglichkeiten umgeben – Selbstdisziplin ist gefragt. Hier sind vier grundlegende Tipps, wie der Alltag im Homeoffice bewältigt werden kann, ohne dass die Produktivität darunter leidet.
1. Organisieren Sie sich einen festen Arbeitsplatz
Schaffen Sie sich einen ruhigen Arbeitsraum, in dem Sie ungestört arbeiten können. Richten Sie ihn so angenehm und attraktiv ein, dass Sie sich wohlfühlen und möglichst nicht abgelenkt werden. Vermeiden Sie je nach räumlichen Gegebenheiten multifunktionale Zimmer, also nutzen Sie den Arbeitsplatz oder -raum nur zur Büroarbeit. Übrigens: Eine Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass diejenigen Teilnehmer, die ihren Arbeitsplatz frei gestalten und dekorieren konnten, bis zu 32 Prozent produktiver arbeiteten, als die Teilnehmer, denen das nicht erlaubt wurde.
2. Kein Multitasking
Machen wir einen Test: Zählen Sie bis zehn. Klar, leichte Übung. Nennen Sie die ersten Buchstaben des Alphabets. Geht im Schlaf, oder? Jetzt beides gleichzeitig: 1a, 2b, 3c usw. Hand aufs Herz, wie weit sind sie gekommen? Viele geraten spätestens bei 6f oder 7g ins Stocken und müssen angestrengt nachdenken. Mit anderen Worten: Multitasking ist nur eine Illusion, bei der wir scheinbar zwei Dinge gleichzeitig machen. Dabei springen wir nur schnell zwischen beiden Aufgaben hin und her („zählen und buchstabieren“ oder „E-Mail schreiben und Ablage machen“). Die Herausforderung: unsere Arbeitsweise und unsere modernen Arbeitsplätze fordern uns geradezu heraus, Multitasking zu betreiben. Da sind mehrere Applikationen am Bildschirm gleichzeitig offen, wir lesen E-Mails, telefonieren gleichzeitig und schreiben eine To-Do-Liste. Das kann nicht gut gehen. Kurzfristig schüttet der Körper zwar Dopamin, ein Glückshormon, aus, weil wir glauben, die vielen parallelen Aufgaben im Griff zu haben. Aber langfristig reagiert unser Körper mit Stresssymptomen. Konzentrieren wir uns auf eine Aufgabe, mag sich das anfangs eintönig anfühlen (der Dopamin-Schub bleibt nämlich aus). Aber in Wirklichkeit arbeiten wir effektiver und konzentrierter. Merken sie sich einfach: Monotasking ist das neue Multitasking.
App-Tipp: Todoist. Legen Sie To-Do-Listen an, vergeben Sie Prioritäten, vergessen Sie keine Aufgaben und organisieren Sie den Tagesablauf. Cloud-basierte Lösung, die damit auf vielen Geräten parallel nutzbar ist, für mehr Überblick auch unterwegs.
3. Pausen sind wichtig
Oft glauben Menschen, dass sie dann am produktivsten sind, wenn sie ohne Pause den ganzen Tag durcharbeiten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Eine gute Regel ist, dass auf 90 Minuten ungestörtes Arbeiten 10 bis 15 Minuten Pause folgen. Denn aufgrund unserer Hirnstromaktivität lässt nach ca. 90 bis 120 Minuten die Aufmerksamkeit deutlich nach. Tipp: In den Pausen entspannen oder bewegen. Auch wenn Sie einfach etwas anderes tun, werden dadurch andere Gehirnbereiche aktiviert, die vorher nicht beansprucht waren. Also: mit dem Haustier spielen, Gassi gehen, eine Atemübung machen oder auch kurze Hausarbeiten erledigen – kleine ablenkende Aufgaben helfen Ihnen, danach wieder mit frischem Schwung in die Arbeit einzutauchen.
App-Tipp: Flat Tomato. Diese App unterstützt Sie, einen festen Rhythmus aus Arbeits- und Pausenphasen einzuhalten.
4. Kleider machen Leute – und gute Arbeit
Es ist so verlockend: Statt im Anzug oder Business-Kostüm sitzt so mancher „Homeofficer“ gerne mal im Jogginganzug oder sogar im Pyjama vorm Laptop. Sieht ja keiner. Ist aber unsexy – und zwar nicht nur für andere. Denn auch man selbst fühlt sich besser und man arbeitet professioneller, wenn das Outfit stimmt. Niemand verlangt, dass Sie im Anzug vor der Bildschirmarbeit sitzen. Aber ein legerer Business-Casual-Look ist bequem und erzeugt weniger Stress, wenn doch mal ein Kollege oder gar der Chef zum Videochat bitten. Übrigens: „Dress for success“ – die englische Redewendung bringt es auf den Punkt. Denn auch im Homeoffice kann man ein erfolgreicher Businessman oder eine toughe Businesswoman sein.